Auf dem Weg zwischen dem Oberlauf der Havel und Berlin stößt der Wasserwanderer noch vor dem Oder-Havel-Kanal auf diesen Wasserlauf. Bei Liebenwalde zweigt der Kanal scharf nach Osten vom Vosskanal ab. Es handelt sich um die erste künstliche Wasserstraße, mit der einstmals Berlin und die Havel mit der Oder verbunden wurden. Seine Anfänge gehen bis in die Jahre des Dreißigjährigen Krieges zurück. Strenggenommen ist der Lange Trödel Teil des Finowkanals und kreuzt den Oder-Havel-Kanal an der Wasserkreuzung bei Zerpenschleuse. Lange Jahre konnte der Kanal durch motorisierten Verkehr nicht befahren werden. Erst seit Mitte der 2010er-.Jahre wurde dieser alte Abschnitt des Kanal-Netzes wieder für den Jachtsport freigegeben, weshalb sich Kanuten und Angler nun auch mit Sportbooten arrangieren müssen.
An der Marina Liebenwalde beginnt die Fahrt auf diesem Kleinkanal. Obwohl es keine konkreten Beschränkungen für Kanuten und Sportboote gibt, kann es bei Gegenverkehr auf diesen gut zehn Kilometern Wasserweg schon einmal gefährlich eng werden. Der Kanal selbst ist wenige Meter breit und windet sich träge durch die Polderlandschaft der Region Oberhavel. Durch die Gässchen und Fachwerkbauten am Ufer kommt rasch ein entspanntes Holland-Feeling auf.
Schwieriges Gewässer
Der Name Trödel leitet sich aus dem Wort treideln ab. Das bezeichnet das Voranziehen von Lastkähnen vom Ufer aus. Im Gegensatz zu Russland und Osteuropa wurde diese Arbeit hier in der Regel von Pferde- oder Ochsengespannen und nicht von Leibeigenen verrichtet. Der Treidelstreifen ist an vielen Stellen nicht mehr erhalten oder zugewachsen. An anderen Stellen wird er als Fahrradweg genutzt. Als der Lange Trödel für die Sportschifffahrt wiederhergestellt wurde, konnte somit keine Verbreiterung in Angriff genommen werden. Vor den Brücken und besonderen Engen wurden daher Wartestellen geschaffen.
Nahe Zerpenschleuse wurde die Schleusenanlage zum Oder-Havel-Kanal neu gebaut. Somit ist ein Wasserkreuz entstanden, auf dem Sportboote vom und zum Finowkanal und über den Oder-Havel-Kanal in Richtung Lehnitz beziehungsweise Berlin oder östlich über Marienwerder und Britz zum Schiffshebewerk Niederfinow gelangen. Der Lange Trödel ist insgesamt ein Abstecher, der sich lohnt.